Tierschutz
Milchkühe sind Nutztiere. Diese Bezeichnung ist leiderTatsache, da gibt es nichts schön zu reden. Wir haben Respekt vor Vegetariern und vor allem vor Veganern, wenn Rücksicht auf Tiere der Antrieb zum Verzicht und zur Selbstzüchtigung ist. Tatsächlich ist die drastische Einschränkung unseres Fleisch, Milch und Eierkonsums der Schlüssel im Kampf gegen Hunger und eine fortschreitende Umweltzerstörung durch die Landwirtschaft. Waren Wiederkäuer wie die Kuh früher die genialen Weggefährten des Menschen, die aus für uns unnutzbaren Gräsern und Blättern wertvolle Milch und Fleisch produzierten, sind sie heute durch den hohen Einsatz von Mais und Getreide zu Nahrungskonkurrenten geworden. Will man also mit Rücksicht auf die Ernährung der Weltbevölkerung und den Klimaschutz den Fleischkonsum reduzieren, ist eine gezielte Nutzung der vorhandenen landwirtschaftlichen Fläche der ideale Weg. Ackerland muss ausschließlich für den Anbau von Speisegetreide, Gemüse und anderen Nahrungsmitteln reserviert bleiben. Schweine und Geflügel sind direkte Nahrungskonkurrenten des Menschen, da sie fast ausschließlich mit Getreide gefüttert werden. Eine Extensivhaltung mit Abfällen aus der Nahrungsmittel-produktion und etwas Gras wäre in kleinem Umfang möglich.
Auch der Anbau von Pflanzen zur Energiegewinnung kostet
Menschenleben zu Gunsten des Wohlstandes.
Großes Potenzial liegt jedoch in der Haltung von Wiederkäuern
(Rinder, Schafe, Ziegen, Rentiere usw.). Sie können Fleisch und
Milch ausschließlich aus Gras und Blättern produzieren, und so
unseren Speiseplan mit wertvollem Protein ergänzen. Wenn man
bedenkt, dass 70 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche weltweit
Grünland sind, wird schnell klar welch wichtige Rolle Wiederkäuer
auch heute noch für die Ernährung der Weltbevölkerung spielen.
Leider reichen die vorhandenen Grünlandflächen unseres Hofes nicht aus, um unsere Kühe ausschließlich mit Gras zu ernähren. Deshalb müssen wir auch unser Ackerland für die Futtergewinnung nutzen. Vielleicht ergibt sich ja in Zukunft für uns noch eine andere Lösung, die noch nachhaltiger ist, z.B. weitere Kooperationen mit Kollegen oder die Zupacht von Flächen.
Dafür, dass es hier eigentlich um Tierschutz gehen soll, habe ich jetzt verdammt weit ausgeholt, aber zunächst musste ich ja klären, warum es auf unserem Hof überhaupt Tiere gibt.
Da sie nun mal da sind, und ihren Beitrag zur Ernährung der
Weltbevölkerung leisten, soll es ihnen dabei wenigstens gut ergehen.
Zwar würden unsere Kühe natürlich am liebsten frei durch den
Landkreis ziehen und sich von leckerem Gras und Gemüse in anderer
Leute Gärten ernähren. Das könnte ihnen mittelfristig jedoch zum
Verhängnis werden. Ihre unnatürlichen Feinde Auto, Bus, Bahn und
Treppen sowie lange entbehrungsreiche Winter würden viele Opfer
fordern. Deshalb haben wir uns auf einen Deal mit ihnen geeignet.
Wir bekommen Milch von den Kühen, dafür bekommen sie von uns das
ganze Jahr über Futter und Wasser in hervorragender Qualität, im
Winter einen warmen Stall sowie Schutz für sich und ihre Kälber vor
natürlichen und unnatürlichen Feinden. Auch für die medizinische
Betreuung wird gesorgt.
Solange die Weiden die Belastung durch die Tiere vertragen (von März bis November) können die Kühe zwischen Stall und Weide selbst wählen. Im Winter haben sie freien Zugang zu einem befestigten Laufhof, bei trockenem Wetter oder Frost auch zur Weide.
Die Liegeboxen im Stall werden zweimal täglich mit Stroh eingestreut. Die Laufgänge (ohne Spaltenboden) sind für den Laufkomfort zum großen Teil mit Gummimatten ausgelegt und werden alle 1 1/2 Stunden durch einen automatischen Gülleschieber gereinigt. Große Ventilatoren und die heißgeliebten elektrischen Kuhbürsten sorgen für gute Stimmung im Stall. Dazu trägt auch unser Deckbulle Hippo mit seinem männlichen, muskulösen 1000 kg-Adonis-Körper bei. Zu einer vollständigen Kuhfamilie gehören natürlich auch die Kälber. Deshalb bleiben sie bei uns zwei Monate lang bei ihrer Mutter in der Herde, bevor sie in den Kindergarten kommen.
Bei der Fütterung legen wir großen Wert auf eine "wiederkäuergerechte Ration". Das bedeutet vor allem genügend Rohfaser (schwerverdauliche Pflanzenmasse), denn die sorgt für das arttypische Wiederkauen und einen gesunden Pansen. Der wiederum ist der Dreh- und Angelpunkt der Rindergesundheit. All das sorgt dafür, dass unsere Kühe zwar eine deutlich geringere Tagesmilchmenge haben, aber mit über 10 Jahren Lebenserwartung fast doppelt so alt werden wie Kühe auf anderen Höfen. Letztendlich haben sie dann in ihrem Leben mehr Milch gegeben als ihre Kolleginnen, sie haben sich dabei nur etwas mehr Zeit gelassen - in der Ruhe liegt die Kraft !