Ökologischer Landbau und die Ernährung der Weltbevölkerung
Dass mehr als 10 % der Menschheit ständig unter Hunger leidet ist eine fast unerträgliche Vorstellung. Wie soll die Menschheit erst ernährt werden, wenn ihre Anzahl in ein paar Jahren die 10 Milliarden Grenze überschritten hat ? Doch damit nicht genug. In etwa zeitgleich mit dem Erreichen dieser Bevölkerungszahl kommt ein weiteres Problem auf uns zu. Phosphor, Kali, fossile Energieträger und andere wichtige Rohstoffe werden erschöpft sein ! Die industrielle Landwirtschaft mit ihrem gewaltigen Ressourcenverbrauch steht dann vor dem Aus. Wenn sich dann die Ernteerträge halbieren ... Diesen Satz mag man gar nicht zu Ende denken. Dazu kommen noch die Folgen des Klimawandels und der rasant voranschreitende Verlust von Ackerflächen durch Versiegelung mit Beton und Asphalt, Erosion durch Wind und Wasser, Versalzung durch falsche Bewässerung, Wüstenbildung und der Verbrauch von Fläche zur Gewinnung von Energie und industriellen Rohstoffen.
Können wir uns da den Ökolandbau überhaupt noch leisten ?
Ja, gerade deshalb, und nur so ! ! ! ! !
Dazu muss man etwas tiefer hinter die Kulissen blicken. Denn dort
schimmert Hoffnung.
Tatsächlich trägt die intensive Landwirtschaft nämlich viel weniger
zur Ernährung der Weltbevölkerung bei, als man meinen mag. Immerhin
werden etwa 70 % der Nahrungsmittel weltweit auf kleinbäuerlichen
Betrieben mit extensiven Anbaumethoden hergestellt. Wenn man dazu
noch bedenkt, dass von 3 Kalorien, die als Nahrung erzeugt werden,
eine Kalorie weggeworfen wird und eine Kalorie als Tiernahrung dient
(die Verwertung beträgt hier etwa 7 : 1 !), dann wird klar, dass
nur gut eine Kalorie tatsächlich sinnvoll auf unserem Teller landet.
Pervers ist auch die Vorstellung, dass es auf der Erde mehr Menschen
mit Übergewicht als Hungernde gibt. Daraus ergibt sich, dass es auch
bei 15 Milliarden Menschen noch keinen Hunger geben bräuchte. Auch
nicht wenn alle Nahrungsmittel ökologisch angebaut würden. Denn
Untersuchungen der WHO haben ergeben, dass weltweit betrachtet die
traditionellen ökologischen Anbaumethoden den industriellen sogar
ertraglich überlegen sind. Nur in den klimatischen Gunstlagen
Mitteleuropas und einigen Teilen Nordamerikas bringt die
Landwirtschaft mit Hilfe von Kunstdünger und chemischen
Pflanzenschutzmitteln ertragliche Vorteile. Gentechnisch veränderte
Pflanzen sorgen nur kurzzeitig für Vorteile bei der Kostensenkung,
jedoch nicht für höhere und vor allem sicherere Erträge.
Diese intensive Landwirtschaft zieht im Endeffekt nur Nahrungsmittelverschwendung und einen Zusammenbruch der Erzeugerpreise mit dem damit verbundenen Höfesterben nach sich. Die hierbei entstehenden Überschüsse werden zudem dann auch noch auf dem Weltmarkt entsorgt, wo sie weiteren Schaden anrichten, indem sie zu Zusammenbrüchen auf sich entwickelnden Märkten in Entwicklungs- und Schwellenländern führen. Z.B. führen Milchpulver- oder Getreideexporte nach Afrika dazu, dass einheimische Bauern ihre Milch oder Ernteprodukte nicht verkaufen können, weil die billige Ware aus Europa gekauft wird. Entwicklungshilfe würde man den dortigen Menschen gewähren, wenn man ihnen das Land zurückgeben würde, welches europäische Kolonialherren ihnen in den letzten 300 Jahren weggenommen haben.
An dieser Stelle könnte man nun nahtlos an moderne Sklaverei durch Großkonzerne, Korruption, Waffenhandel und die aus all dem resultierende Gefahr von Terrorismus anknüpfen. Doch hier soll es ja eigentlich um Naturschutz und gesunde Nahrungsmittel gehen.
Buchtipp: "Food Crash" von Felix zu Löwenstein.